Wirecard meldet Insolvenz an: Was bedeutet das für Aktionäre?

Kurz & knapp: Das Wichtigste zur Insolvenz von Wirecard

Seit wann läuft das Insolvenzverfahren gegen Wirecard?

Das Insolvenzverfahren wurde am 25. August 2020 eröffnet. Forderungen können bis zum 26. Oktober angemeldet werden. Mehr zur aktuellen Situation lesen Sie hier.

Welche Rolle kommt Aktionären im Insolvenzverfahren zu?

Aktionäre sind grundsätzlich keine Gläubiger und nicht am Insolvenzverfahren selbst beteiligt. Unter welchen Umständen sie im Zuge des Insolvenzverfahrens eine Zahlung erhalten können, erfahren Sie hier.

Sind Schadensersatzklagen eine Option?

Es besteht die Möglichkeit, gegen verschiedene Beteiligte auf Schadensersatz zu klagen. Mehr dazu lesen Sie in diesem Abschnitt.

Wirecard: Das Insolvenzverfahren und seine Folgen

Seit August läuft gegen Wirecard das Insolvenzverfahren.
Seit August läuft gegen Wirecard das Insolvenzverfahren.

Seit Ende August 2020 läuft gegen das ehemalige DAX-Unternehmen Wirecard das Insolvenzverfahren. Gläubiger und Aktionäre fürchten um ihr Geld. Schließlich wird dem Unternehmen Bilanzfälschung in Milliardenhöhe vorgeworfen. Offene Verbindlichkeiten belaufen sich auf über drei Milliarden Euro. Ein aktuelles Beispiel ist die Insolvenz von Wirecard.

In diesem Beitrag erfahren Sie, nach einer kurzen Zusammenfassung der Geschehnisse der letzten Monate, welche Auswirkungen die Insolvenz von Wirecard auf Aktionäre des Unternehmens haben kann und was nun zu erwarten ist.

Kurze Zusammenfassung: Warum musste Wirecard Insolvenz anmelden?

Nachdem schon in den Jahren zuvor mehrere Zeitungen kritisch über die Bilanzbuchhaltung von Wirecard berichtet hatten, explodierte im Juni 2020 die Bombe. Wirecard soll über Jahre Scheingewinne ausgewiesen und dadurch Investoren um Beträge in Milliardenhöhe geprellt haben. In der Kritik stehen auch die BaFin und das Wirtschaftsprüfungsunternehmen von Wirecard, Ernst & Young (EY), weil diese die finanziellen Missverhältnisse zumindest nicht bemerkten.

Aufgrund des Bilanzskandals stellte Wirecard Ende Juni 2020 Insolvenzantrag. Am 25. August eröffnete das Amtsgericht München das Insolvenzverfahren über das Vermögen von Wirecard und sechs Tochterunternehmen. Dr. Michael Jaffé wurde zum Insolvenzverwalter bestellt. Forderungen sind bis zum 26. Oktober 2020 anzumelden. Gegen verschiedene Verantwortliche bei Wirecard laufen Ermittlungsverfahren. Nicht betroffen von der Insolvenz ist die Wirecard Bank AG.

Was passiert bei Wirecard im Insolvenzverfahren?

Insolvenz bei Wirecard: Wie geht es jetzt weiter?
Insolvenz bei Wirecard: Wie geht es jetzt weiter?

Im Insolvenzverfahren werden die Ansprüche der Gläubiger einer natürlichen oder juristischen Person aus der Insolvenzmasse – soweit möglich – befriedigt. Um dies zu ermöglichen, laufen momentan Verhandlungen mit Investoren über einen Erwerb des Kerngeschäfts von Wirecard.

Insolvenzverwalter Jaffé betont, dass es mit den üblichen Restrukturierungs- und Kostenanpassungsmaßnahmen für Wirecard nicht getan sei. Aufgrund der Höhe der fehlenden Beträge ist es wohl unvermeidbar, dass Gläubiger zum großen Teil auf ihren Kosten sitzenbleiben.

Insolvenz bei Wirecard: Was geschieht mit den Aktien?

Aktionäre eines Unternehmens sind grundsätzlich nicht dessen Gläubiger, sondern rechtliche Teilhaber am Unternehmen, sogenannte Gesellschafter. Gegen Verluste „ihres“ Unternehmens sind sie in der Regel nicht geschützt, sie fallen unter das unternehmerische Risiko.

Im Falle einer Unternehmensinsolvenz gehen Aktionäre im Insolvenzverfahren daher häufig leer aus. Auch können sie keinen Einfluss auf das Verfahren nehmen. Nur, wenn nach Befriedigung der Gläubiger und Begleichung der Kosten für das Insolvenzverfahren noch ein Überschuss vorhanden ist, wird dieser unter den Aktionären gemäß der Beteiligungsverhältnisse aufgeteilt.

Im Fall von Wirecard könnte das anders sein, weil bereits aufgrund der Verletzung der Ad-hoc- und anderer Publizitätspflichten ein Schadensersatzanspruch der Aktionäre gegen Wirecard vorliegt. Um die Durchsetzung ihrer Forderungen müssen Anleger sich allerdings selbst kümmern.

Sollten Sie trotz Wirecard-Insolvenz Aktien des Unternehmens kaufen?

Trotz Wirecard-Insolvenz Aktien zu kaufen ist riskant.
Trotz Wirecard-Insolvenz Aktien zu kaufen ist riskant.

Trotz des Bilanzskandals und der Tatsache, dass Wirecard Firmeninsolvenz angemeldet hat, sank der Aktienwert des Unternehmens nicht sofort auf null.

Wäre nun ein guter Zeitpunkt, um Wirecard-Aktien zu kaufen und auf eine Besserung der finanziellen Lage des Unternehmens zu hoffen?

Das ist mehr als zweifelhaft. Noch kann keine eindeutige Aussage über die Zukunft des Konzerns getroffen werden, doch ein Aktienkauf wäre zumindest höchst riskant.

Besteht die Möglichkeit, Wirecard auf Schadensersatz zu verklagen?

Vielen Anlegern stellt sich nun die Frage, ob sie gegebenenfalls Schadensersatzansprüche geltend machen können. Ob eine Klage gegen das Unternehmen selbst in finanzieller Hinsicht erfolgversprechend ist, muss sich noch zeigen. Bezüglich einer Schadensersatzforderung kommen allerdings noch mehrere weitere Anspruchsgegner in Betracht.

  • Beispielsweise wäre eine Klage gegen EY oder gegen die BaFin möglich.
  • Auch Schadensersatzklagen gegen die ehemaligen Unternehmensvorstände Markus Braun und Jan Marsalek kommen in Betracht.

Mehrere Kanzleien bereiten bereits Sammelklagen vor. Aktionäre sollten sich bezüglich einer Klage umfassend von einem spezialisierten Anwalt oder einer spezialisierten Anwältin beraten lassen.

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Über den Autor

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Mario G.

Mario hat einen Master-Abschluss in Sozialmanagement an der FH Potsdam erworben. Seit 2016 ist er Mitglied unserer Redaktion von schuldnerberatung.de und informiert unsere Leser über allerlei wichtige Themen rund um Schuldenrecht, Privatinsolvenz und Schuldenabbau.

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