Liquiditätsengpass: Maßnahmen bei finanziellen Schwierigkeiten

Das Wichtigste über Liquiditätsengpässe

Was ist ein Liquiditätsengpass?

Liquiditätsengpass bedeutet laut Definition, dass ein Unternehmen mehr fällige Verbindlichkeiten als flüssige Geldmittel zur Verfügung hat. Es ist nicht mehr liquide und kann also seinen Zahlungspflichten nicht mehr richtig nachkommen.

Wie kommt ein Liquiditätsengpass zustande?

Manchmal sind Liquiditätsengpässe auf interne Fehler im Unternehmen zurückzuführen, beispielsweise auf eine fehlende Liquiditätsplanung und ein mangelhaftes Forderungsmanagement. Aber auch äußere Faktoren wie (kriegsbedingte) Lieferengpässe oder gesetzlich angeordnete Betriebsschließungen infolge einer Pandemie führen schnell zu finanziellen Schieflagen bis hin zur Unternehmensinsolvenz.

Wie kann ein aktueller Liquiditätsengpass überbrückt werden?

Handeln Sie sofort und versuchen Sie z. B., langfristige Zahlungsziele und Teilzahlungen mit Ihren Geschäftspartnern zu vereinbaren. Eine andere kurzfristige Lösung sind Darlehensvereinbarungen mit Ihrer Bank. Auf Dauer ist beides jedoch keine Lösung.

Was sind Liquiditätsengpässe? Eine Definition

Was ist ein Liquiditätsengpass?
Was ist ein Liquiditätsengpass?

Jedes Unternehmen muss zunächst einmal seine Fixkosten bestreiten, also z. B. Miete, Strom, Internet und Telefon, diverse Versicherungen, Sozialabgaben und Steuern sowie seine Arbeitnehmer bezahlen. Damit nicht genug. Hinzukommen außerdem Wareneinkäufe, Wartungskosten, unvorhergesehene Ausgaben etwa für Reparaturen etc. pp.

All diese Ausgaben kann ein Unternehmen nur stemmen, wenn es auch ausreichend Einkünfte erwirtschaftet, sprich wenn die Firma liquide ist. Liquidität bedeutet nichts anderes, als dass ein Unternehmen in der Lage ist, seinen Zahlungsverpflichtungen nachzukommen.

Wenn einem Betrieb eben diese Gelder fehlen, um alle fälligen Rechnungen zu begleichen, dann befindet er sich in einem Liquiditätsengpass.

Gründe für einen Liquiditätsengpass und seine Folgen

Ein Liquiditätsengpass kann verschiedene Ursachen haben, wobei Profis zwischen internen und externen Gründen unterscheiden. sind z. B.:

selbst verschuldete, interne Ursachen:

  • Fehlende Liquiditätsplanung
  • Mangelhaftes Controlling bzw. Fehler bei der Analyse von Ausgaben und Einnahmen
  • Unzureichendes Forderungsmanagement
  • Fehlende Zahlungseingänge, weil eigene Kunden nicht oder zu spät zahlen
  • Vorkasse für große Waren- oder Materialbestellungen
  • zu geringe Differenz zwischen Herstellungskosten und Verkaufspreis

Äußere Faktoren:

  • Gesetzlich angeordnete Betriebsschließungen, wie beispielsweise während der Coronapandemie 2020/21
  • Kriegsbedingte wirtschaftliche Entwicklungen, z. B. explodierende Energiepreise und Lieferengpässe sowie Produktionsstopp aufgrund fehlender Teile
  • Weniger Handel zwischen westlichen Staaten und Russland / China während des Ukrainekriegs 2022
  • Wirtschaftliche Auswirkungen von Klimawandel und Extremwetterlagen

Wie sich ein Liquiditätsengpass überbrücken und beheben lässt

Die Grenzen zwischen Liquiditätsengpass und Insolvenz sind fließend.
Die Grenzen zwischen Liquiditätsengpass und Insolvenz sind fließend.

Um Liquiditätsengpässe vorübergehend zu überbrücken, gibt es verschiedene Möglichkeiten, die in der Regel jedoch nur kurzfristig helfen oder das Problem lediglich auf einen späteren Zeitpunkt verlagern:

  • Erhöhung des Eigenkapitals durch Bareinlagen
  • Rückgriff auf Liquiditätsreserven wie Wertpapiere oder Anleihen
  • Aufnahme langfristiger Kredite, um kurzfristige Verbindlichkeiten zu tilgen
  • Factoring: Verkauf eigener Forderungen
  • Kosteneinsparpotentiale nutzen, z. B. durch Entlassung von Mitarbeitern oder Kündigung von Leasingverträgen
  • Veräußerung oder Vermietung von Firmeneigentum, etwa von ungenutzten Lagerräumen oder Immobilien
  • Sparsamerer Umgang mit Rohstoffen und Energie
  • Umschuldung

Wenn ein Unternehmen häufiger in einen Liquiditätsengpass rutscht, helfen derartige Notlösungen irgendwann nicht mehr. Deshalb ist es wichtig, die Ursachen hierfür zu ermitteln und langfristig zu beheben. Die wichtigste Grundlage bildet hierbei eine solide Finanzplanung einschließlich der genauen Analyse der Einnahmen und Ausgaben.

Firmen und Betriebe brauchen außerdem ein gutes Forderungsmanagement, damit sie ständig einen Überblick darüber haben, welche Zahlungseingänge noch zu erwarten sind und welche Kunden sich bereits im Zahlungsverzug befinden und gemahnt werden sollten.

Kontrollieren Sie außerdem Ihre Zahlungsausgänge und versuchen Sie gegebenenfalls, mit Ihren Geschäftspartnern längere Zahlungsziele und Fristen auszuhandeln. Treten Liquiditätsengpässe häufiger bei Ihnen auf, lohnt es sich, die Unterstützung eines Beraters in Anspruch zu nehmen.

Wie kann man einem Liquiditätsengpass von Vornherein entgegenwirken?

Ein Liquiditätsengpass kann auf veränderten Rahmenbedingungen beruhen, wie bei der Coronakrise 2020.
Ein Liquiditätsengpass kann auf veränderten Rahmenbedingungen beruhen, wie bei der Coronakrise 2020.

Selbst verschuldete Liquiditätsengpässe lassen sich vermeiden, unter anderem indem die Geschäftsführung Antworten auf folgende Fragen findet:

  • Haben wir nur einen Kunden oder sichern mehrere Kunden unsere Einkünfte?
  • Was ist zu tun, wenn eine Geschäftsbeziehung wankt oder wegbricht?
  • Haben wir ein gut funktionierendes Forderungsmanagement, sodass wir jederzeit wissen, welche Zahlungen wir ggf. noch einfordern müssen?
  • Wie entwickelt sich „unser“ Markt langfristig und wie reagieren wir darauf? 
  • Wie sind wir überhaupt auf dem Markt aufgestellt?

Mit den folgenden Schritten verhindern Sie, dass Sie aufgrund eigener Fehler in einen Liquiditätsengpass geraten:

  • Erstellen Sie einen Liquiditätsplan und eine professionelle Finanzplanung, wenn Sie noch keinen besitzen.
  • Reduzieren Sie Außenstände durch ein konsequentes Forderungsmanagement. Stellen Sie Rechnungen zeitnah, bieten Sie Skonto für schnelle Zahlungen an und mahnen Sie bei überfälligen Rechnungen.
  • Prüfen Sie regelmäßig Ihre Liquiditätskennzahlen. Deuten diese auf eine kritische finanzielle Situation hin? Haben Sie Investitionen geplant, die Sie finanzieren müssen?
  • Sprechen Sie rechtzeitig mit Ihrer Bank oder Ihren Geschäftspartnern. Bei großen Investitionen sollten Sie dies bereits ein Jahr vorher tun.
  • Verbessern Sie Ihre Liquidität mithilfe von Factoring – dem Forderungsverkauf. Dies hilft Ihnen z. B., wenn Sie häufig in Vorkasse gehen müssen.
  • Prüfen Sie bei teuren Investitionen, was für Sie günstiger ist: Miete, Leasing oder Kauf.
  • Suchen Sie neue Kapitalgeber, wenn Ihr Unternehmen dauerhaft große Menge an liquiden Mitteln benötigt. Oder sorgen Sie dafür, dass die Eigentümer ihre Einlagen erhöhen.

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Über den Autor

Franziska
Franziska L.

Seit 2017 verstärkt Franziska das Redaktionsteam von schuldnerberatung.de. In ihren Texten vermittelt sie Wissen rund um Schuldenabbau, Finanzen sowie Verbraucherschutz und beantwortet Fragen zur Insolvenz und Zwangsvollstreckung. Entsprechendes Fachwissen bringt sie aus ihrer juristischen Ausbildung mit.

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