Factoring für Unternehmen: Finanzierungsform einfach erklärt

Das Wichtigste zum Factoring in Deutschland

Was bedeutet Factoring?

Factoring ist ein Forderungskauf. Unternehmen (Factor-Nehmer) können ihre Forderungen, die sie gegen Ihre Kunden haben, verkaufen. Der Käufer, auch Factor genannt, bezahlt ihnen die Forderungen sofort und treibt die Schulden bei den Kunden des Unternehmens ein, sobald diese fällig werden.

Wozu dient das Factoring?

Der Factor-Nehmer erhöht seine Liquidität und sein Eigenkapital, weil seine Forderungen sofort bezahlt werden. Außerdem übernimmt der Käufer als Factor häufig das Risiko, dass der Kunde die Forderung nicht bezahlt. Im Gegenzug verlangt er ein bestimmtes Entgelt als Sicherheit, beispielsweise 10 bis 20 Prozent des Werts der Forderung. Näheres lesen Sie in diesem Abschnitt.

Welche Arten von Factoring gibt es?

Es gibt das unechte und das echte Factoring. Nur letzteres ist wirklich ein Forderungsverkauf. Weitere Arten stellen wir Ihnen hier vor.

Weiterführende Ratgeber zum Factoring:

Definition: Was ist Factoring – einfach erklärt?

Factoring meint laut Definition den Forderungsverkauf.
Factoring meint laut Definition den Forderungsverkauf.

Dieser Begriff ist lediglich eine andere Bezeichnung für einen Forderungsverkauf. Und wie läuft dieses Factoring ab? Folgendes Beispiel veranschaulicht den Ablauf:

  • Das Unternehmen XY GmbH erbringt gegenüber seinen Kunden bestimmte Dienstleistungen oder es beliefert sie mit Waren. Als Vergütung erwirbt die XY GmbH Geldforderungen gegenüber diesen Geschäftspartnern.
  • Die XY GmbH stellt ihren Kunden Rechnungen aus über diese Forderungen und setzt ihnen ein einmonatiges Zahlungsziel – aus Gründen der Kundenbindung.
  • Anschließend verkauft die GmbH ihre Forderung an ein Kreditinstitut, den sogenannten Factor und erhält sofort 90 Prozent der Forderungen bezahlt. Hierzu schließen beide einen Factoringvertrag.
  • Das verkaufende Unternehmen steigert damit seine Liquidität, obwohl die Forderungen noch gar nicht fällig sind. Es muss sich nicht darum kümmern, dass die Rechnungen pünktlich bezahlt werden und es ist das Risiko los, dass seine Kunden zahlungsunfähig werden – zumindest, wenn es sich um echtes Factoring handelt.
  • Der Factor macht die gekauften Forderungen geltend und erhält diese im günstigsten Fall vollständig und pünktlich bezahlt.

Welchen Sinn hat das Factoring? Ein Vertrag mit 3 Funktionen

Der Forderungskauf durch einen Factor erfüllt für den Verkäufer der Forderung drei wichtige Funktionen:

Der Forderungsverkauf erfüllt für den Verkäufer drei Funktionen.
Der Forderungsverkauf erfüllt für den Verkäufer drei Funktionen.
  1. Finanzierungsfunktion: Das Factoring dient zum einen der Finanzierung. Der Factor bezahlt dem Forderungsverkäufer den Geldwert der Forderung. Das Geld geht viel schneller beim Verkäufer ein und er kann diesen Betrag schneller und einfacher verplanen und einsetzen.
  2. Delkrederefunktion: Normalerweise übernimmt der Factor das Risiko eines Zahlungsausfalls, also die Gefahr, dass der Schuldner die Forderung nicht bezahlt. Für diese Risikoübernahme behält der Factor etwa 10 bis 20 % des Forderungswertes zurück.
  3. Dienstleistungsfunktion: Der Forderungskauf stellt auch eine nützliche Dienstleistung dar, denn der Forderungsverkäufer muss sich nicht mehr um das Forderungsmanagement kümmern – das macht der Factor. Er prüft die Bonität des Schuldners und überwacht den Zahlungseingang. Er übernimmt, wenn nötig, auch das Mahn- und Inkassowesen.

Kurz zusammengefasst: Der Verkäufer der Forderung kommt schneller an sein Geld und hat gleichzeitig weniger Arbeit. Er muss nicht erst auf den Zahlungseingang warten.

Wann lohnt sich Factoring? Vorteile und Nachteile gegenübergestellt

Vorteile:

  • Factoring sichert die Liquidität des Forderungsverkäufers und erhöht das Eigenkapital.
  • Der Forderungsverkäufer kann diese Geldmittel sofort einsetzen und nutzen.
  • Außerdem ist er vor der Zahlungsunfähigkeit seiner Kunden geschützt, weil der Factor dieses Ausfallrisiko übernimmt.
  • Der Forderungsverkäufer kann seinen Kunden längere Zahlungsziele anbieten, weil er das Geld vorher vom Factor erhält.

Nachteile:

  • Der Factor/Forderungskäufer verlangt ein Entgelt für seine Dienstleistungen. So lässt er sich das Ausfallrisiko und die Bonitätsprüfung des Schuldners bezahlen.
  • Darüber hinaus fallen Zinsen und Gebühren für die Bonitätsprüfung des Schuldners der Forderung an.
  • Der Forderungsverkauf könnte sich negativ auf die Kundenbindung auswirken. Manche Kunden nehmen es nicht sehr gut auf, wenn indirekt an ihrer Zahlungsmoral gezweifelt wird.

Verschiedene Arten dieser Finanzierungsform

Wie hoch sind beim Factoring die Kosten?
Wie hoch sind beim Factoring die Kosten?

Es gibt verschiedene Formen des Forderungsverkaufs, die wir Ihnen im Folgenden kurz vorstellen.

  • Echtes und unechtes Factoring: Nur wenn der Factor das Ausfallrisiko (= Delkredereschutz) trägt, handelt es sich um echtes Factoring.
  • Full-Service: Hierbei handelt es sich um das gängigste Verfahren, sozusagen um das Standardverfahren. In diesem Fall umfasst das Factoring die Finanzierung, eine hundertprozentige Risikoabsicherung sowie eine vollumfängliche Unterstützung beim Debitorenmanagement. Demzufolge übernimmt der Factor die komplette Rechnungslegung für seinen Kunden.
  • Bulk-Factoring: Der Factor verpflichtet sich zum Forderungsankauf und zur Risikoabsicherung, aber nicht für weitergehende Dienstleistungen. Der Forderungsverkäufer führt das Debitorenmanagement dementsprechend selbst durch, als Treuhänder für den Factor.
  • Fälligkeitsfactoring: Der Factor übernimmt nur das Inkasso, sobald die Forderung fällig wird. Außerdem stellt er dem Forderungsverkäufer den Gegenwert der Forderung erst nach Zahlungseingang zur Verfügung. Die Finanzierungsfunktion und die Delkrederefunktion entfallen damit.
  • Offenes und stilles Factoring: Wie der Name schon vermuten lässt, wird der Kunde bzw. Schuldner beim offenen Factoring über den Verkauf der Forderung informiert. Er wird aufgefordert, direkt an den Factor zu zahlen. Bei der stillen Variante erfährt der Kunde im Vorfeld nichts vom Forderungsverkauf.

Wie hoch sind die Kosten beim Forderungsverkauf?

Vergleichen und prüfen Sie die Kosten, bevor Sie einen Factoringvertrag abschließen.
Vergleichen und prüfen Sie die Kosten, bevor Sie einen Factoringvertrag abschließen.

Die Kosten beim Factoring unterscheiden sich von Anbieter zu Anbieter mitunter deutlich, weshalb ein Vergleich immer sinnvoll ist. Selbst wenn es sich nur um geringfügige Jahresumsätze handelt, kann das Einsparpotential schnell bei einigen tausend Euro.

Dabei hängen die Kosten unter anderem von folgenden Faktoren ab:

  • Volumen der Forderung
  • Branche
  • Bonität
  • Debitorenkonzentration
  • Art des Forderungsankaufs

Beim Factoring können folgende Kosten entstehen:

  • Factoring-Gebühr für folgende Dienstleistungen: Forderungsmanagement, Mahnwesen, Inkasso, Bonitätsprüfung
  • Delkredere-Gebühren als Sicherheit für das Ausfallrisiko
  • variable Zinsen für den bereitgestellten Forderungsgegenwert, gewöhnlich in Höhe des Zinssatzes für einen Dispokredit
  • Debitorenprüfkosten

Zusätzlich erheben einige Factoring-Anbieter eine einmalige Einrichtungsgebühr. Ferner können für bestimmte Dienstleistungen weitere Nebenkosten entstehen. Prüfen Sie daher vor Vertragsabschluss genau, mit welchen Bedingungen Sie sich durch Ihre Unterschrift einverstanden erklären.

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Über den Autor

Franziska
Franziska L.

Seit 2017 verstärkt Franziska das Redaktionsteam von schuldnerberatung.de. In ihren Texten vermittelt sie Wissen rund um Schuldenabbau, Finanzen sowie Verbraucherschutz und beantwortet Fragen zur Insolvenz und Zwangsvollstreckung. Entsprechendes Fachwissen bringt sie aus ihrer juristischen Ausbildung mit.

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